… sollte man auch einfach lieber mal nichts sagen. Das habe ich in den letzten Jahren gelernt. Und zwar, weil mich gerade in der Kinderwunschzeit häufig Sätze verletzt haben, die wahrscheinlich „nur gut gemeint“ waren und aus purer Hilflosigkeit gesagt wurden. Sowas in die Richtung wie „Ach, das wird schon noch.“, „Bei xy hat es dann auch noch geklappt.“, „Geht doch mal in die Klinik.“, „Wie wäre es denn mit Adoption?“, „Mensch, da bin ich froh, dass ich damit keine Probleme hatte“. Nicht hilfreich.
Stille aushalten können
Doch wer kann es schon aushalten, einfach mal nichts zu sagen? Hast du es schon mal ausprobiert? Ich glaube, dass es den meisten Menschen in unserer Gesellschaft schwerfällt. Wir wollen helfen oder uns nicht auch noch selbst hilflos fühlen und hauen in unserer Hilflosigkeit eine Floskel nach der anderen raus. Doch in den wenigsten Fällen ist das dann wirklich hilfreich. Wie auch, in Situationen, die gerade einfach beschissen sind und für die es offensichtlich keine schnelle Lösung gibt.
Also habe ich in den letzten Jahren gelernt, einfach mal nichts zu sagen, wenn es keine Worte gibt, für das was passiert ist. Sowohl bei anderen, als auch bei mir selbst. Denn manchmal fehlen einem für das, was einem selbst passiert ist auch einfach die Worte. Und darum gab es erstmal keine neuen Blogbeiträge.
Achtung: Jetzt wird’s persönlich.
Nach einer intensiven und mehrjährigen Kinderwunschzeit für ein zweites Wunschkind, war ich im Frühjahr schwanger. Es war eine Zeit mit hohen Höhen und tiefen Tiefen, mit intensiven Gefühlen. Bis heute. Doch es fängt an sich zu verändern.
Einem positiven Schwangerschaftstest folgten viele Blutabnahmen, ein schwankender HCG-Wert und wochenlanges „nicht-Wissen“. Am Ende saß ich wieder in der Arztpraxis, dann im Krankenhaus. Am gleichen Tag wurde ich Notoperiert. Eileiterschwangerschaft.
Eigenverantwortung übernehmen in herausfordernden Lebensphasen
Schmerzen. Von der OP, von meinem Herzen. Um den Körper wurde sich gekümmert, um die Seele nicht. Keine Angebote im Krankenhaus oder bei der Gynäkologin. Traurig, aber wahr. Vor zwei Jahren bei meiner ersten Fehlgeburt nicht, und auch diesmal erhielt ich keine Hilfe auf emotionaler Ebene.
Dafür bin ich dann wohl selbst zuständig. Und diese Verantwortung nehme ich ernst. Ich holte mir selbst Unterstützung für meinen Weg durch die Trauer.
Nach dieser Erfahrung entschieden mein Mann und ich einige Wochen später, den Kinderwunsch für ein zweites Kind nicht weiter zu verfolgen. Für ein Leben in Frieden. Es heißt also Abschied nehmen.

Ein Ja zu uns ist gleichzeitig ein Nein dazu, unseren Traum weiter zu verfolgen
Wir fühlen uns so müde. Erschöpft. Traurig. Wütend.
Das war es also jetzt? All das Kämpfen der letzten Jahre soll jetzt einfach so zu Ende sein?
JA. Und ich erinnere mich jeden Tag daran, warum wir diese Entscheidung getroffen haben: für Frieden in unserer Familie. Damit wir unsere Ressourcen wieder voll und ganz in unser Leben im Hier und Jetzt stecken können. Damit wir gesund bleiben. Damit wir uns als Paar nicht verlieren. Damit wir glückliche Menschen für uns selbst und für unsere Tochter sein können.
Ich erinnere mich daran, wenn ich Babybäuche in der Kita sehe. Glückliche Geschwisterkinder, die miteinander spielen und für Geschwisterfotoshootings in Listen eingetragen werden. Wenn ich Kinder treffe, die mir erzählen, dass in Mamas Bauch noch ein Baby wächst. Wenn ich mich von Spielzeug, Kinderwagen und Klamotten trenne. Wenn Kinder geboren werden, die meine hätten sein können.
Wenn Wünsche sich nicht erfüllen und da Schmerz ist, wo Freude sein sollte, gibt es dafür keine Worte. Und dann darf es einfach eine Weile lang still sein, bis einem die passenden Worte einfallen. Egal, ob im Kinderwunsch oder bei anderen Lebensthemen.
Wann hast du das letzte Mal Stille ausgehalten? Was hast du zum Thema Veränderung & Mut zu berichten? Falls du deine Geschichte in meinem Blog erzählen möchtest, schreib mir so gerne eine Nachricht! Ich freue mich von dir zu lesen 😊
Deine Svenja


